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Tech Menschen Drogen Popkultur Sex Politik Magazin Shop. Wenn ich morgens aufwache, checke ich als Erstes mein Handy, um zu sehen, ob sich vielleicht ein neues Mädchen gemeldet hat. Nach kurzer Zeit war mein Postfach gefüllt mit Nachrichten von hübschen Mädels. Artikel Videos. Lisa Ludwig. Verena Bogner. Ich würde sagen, der Siegeszug des Smartphones ist auch der Siegeszug meines Sexlebens.

Auf dem Weg habe ich mich wie ein kleiner Junge gefreut, der Weihnachten und Geburtstag auf einmal feiern darf. Meistens switche ich mich auf der Weg zur Arbeit durch die verschiedenen Profile. Ich verschicke am Tag locker 50 Nachrichten an Frauen, weil sich so die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eine dabei ist, die sich mit mir treffen will. So wie ich. Ich habe mich ernsthaft geschämt.

Und das bei all meiner One-Night-Stand-Erfahrung der vergangenen Jahre. Angefangen hat alles mit der mittlerweile zur Geisterstadt des Internet verkommenen Online-Plattform Studi-VZ. Eigentlich ist es fast schon so, als hätte ich einen zweiten Job. Weil ich es mich auch gar nicht getraut hätte. Muss ich es wirklich ausschreiben?

Wenn die Matches reinkommen, kopiere ich einfach nur meinen Standard-Text ins Nachrichtenfenster und warte. In meinem Freundeskreis hat nur eine Person seinen Partner übers Internet gefunden, alle anderen sind da eher klassisch unterwegs. So sollten alle Dating-Seiten funktionieren. Ich glaube, es ist nicht gut ausgegangen.

Auch wenn ich beim Abendessen mit Freunden über ein Thema diskutiere, werden offene Fragen nicht mehr mühevoll im schweren Brockhaus nachgeschlagen, sondern in Sekundenschnelle vom Smartphone beantwortet. An der Haltestelle, in der U-Bahn, in der Vorlesung. Absoluter Horror. Mit dem Daumen im Anschlag und Musik auf den Ohren. Ich habe auch keine Ahnung, ob ich mich überhaupt trauen würde, eine Frau im echten Leben anzusprechen. Tagged: Sex Tinder Dating Internet Liebe Beziehung App Deutschland Vice Blog.

This story is over 5 years old. Ich durchstöberte die lokalen Gruppen und entdeckte einige Frauen, die ich zwar vom Sehen her kannte, aber noch nie angesprochen hatte. Den Frauen gegenüber erwähne ich meine Neigung nicht mehr, nachdem mich mal eine Freundin ziemlich zur Sau gemacht hat. Ganz ohne vorher zurechtgelegte Sprüche und sorgsam ausgewähltes Profilbild. Sowas wie Adoptaguy hingegen ist da schon etwas nerviger, weil man ewig irgendwelche Profile ausfüllen muss.

Auf die Gefahr hin, dass das jetzt ziemlich nach Klischee-Internetjunkie klingt: Im echten Leben bin ich eigentlich ziemlich schüchtern. Die ersten Dates folgten, ich hatte plötzlich ziemlich viel Sex—und ich wurde süchtig. Kein Single-Portal, auf dem ich nicht vertreten bin. Und da ich ständig auf allen Portalen aktiv bin, verteilen sich diese drei Sex-Dates immer auf 5 bis 7 Tage.

Meistens jedoch geben sie es schon nach kurzer Zeit wieder auf, weil die sich zu doof dabei vorkommen oder es eben nicht mit der nötigen Hingabe betreiben. Bei meinem ersten Online-Date war ich noch ziemlich aufgeregt. Lass dir das Beste von VICE jede Woche per Mail schicken! Die zocken wirklich ununterbrochen.

Sex an der ostsee

Einfach immer. Viele meiner Freunde sind zum Beispiel süchtig nach Candy Crush. Dafür haben die Mädels ein bisschen mehr Klasse. Haltet mich also nicht für ein oberflächliches Arschloch, manchmal ist Reden auch ganz schön.

Wenn ihr eine attraktive Frau seid und schon mal auf irgendeiner dieser Plattformen unterwegs wart—wahrscheinlich habt ihr schon meine virtuelle Bekanntschaft gemacht. Für mich ist das, als würde ich mir einmal die Woche ein Mehrgänge-Menü kochen. Deshalb können viele auch nicht nachvollziehen, was ich da die ganze Zeit treibe, tolerieren es aber. Warum also nicht auch für die Partnersuche? Viele Leute haben immer noch eine Aversion gegen Online-Dating. Ich bestelle meine Klamotten beim Internet-Versandhändler, auf Jobs wird sich per E-Mail beworben und meine Wohnung teile ich mit einem Menschen, den ich auf der Mitbewohner-Börse Nummer Eins kennengelernt habe.

Man kann also sagen, dass für nahezu jeden Aspekt des Lebens eine digitale Übersetzung vorhanden ist. Rein theoretisch könnte es ja auch die Liebe meines Lebens sein. Ich bin süchtig nach meinen Dating-Apps.

Einige haben es nach ein paar Malen wieder aufgegeben, andere sind drangeblieben. Tinder finde ich eigentlich am besten. Ich habe keinen hochgekriegt. Ich will euch nicht anlügen: Natürlich lässt mich dieser Umgang mit Zwischenmenschlichkeit und meine Emotionslosigkeit, die man beinahe schon als Wegwerf-Intimität bezeichnen könnte, abstumpfen. Trotzdem frage ich mich manchmal, ob ich es nicht ein bisschen übertreibe. Während andere Typen versuchen, mit schlechten Sprüchen und Dutzenden Drinks die Frauen an der Bar rumzukriegen, suche ich mir meine Sexpartnerinnen ganz entspannt im Internet aus.

Wahrscheinlich haben die meisten von euch schon mal ein Date übers Internet gehabt. Wenn ihr mit Mitte 20 schon den perfekten Partner für ironische Flohmarktbesuche finden wollt—bitte. Ich hatte jederzeit damit gerechnet, dass gleich drei starke Männer um die Ecke kommen und mich ausrauben. Ich habe keine Ahnung, ob ich jemals wieder eine normale Beziehung eingehen kann oder irgendwann keine Lust mehr darauf habe, alle paar Tage mit einer anderen Frau zu schlafen.

Die eine Seite, die man aber komplett vergessen kann, ist Im Gegenteil. Seitdem versuche ich, meine Dates nie auf denselben Tag zu legen. Als wären sie alle perfekte Menschen, mit ihren durchgestylten Buden und den fancy Jobs. Ist zwar aufwendig, irgendwann kann man aber einfach keine Pasta mehr sehen. Anmelden Indem du den VICE-Newsletter abonnierst, erklärst du dich einverstanden, elektronische Mitteilungen von VICE zu erhalten, die Werbung oder gesponserte Inhalte enthalten können.

Auf fünfzig Nachrichten bekomme ich vielleicht zehn Antworten und mit dreien davon lande ich im Bett. Sie findet mein Verhalten frauenverachtend—als hätte ich all diese Mädels dazu gezwungen, mit mir zu schlafen! So was soll ja vorkommen. Deshalb hat mich ein Freund letztens auch gefragt, ob dieser Zwang nicht auch eine Qual für mich sei. Allerdings muss ich gestehen, dass ich ziemlich verkackt habe. Als ich kürzlich die Wohnung eines Mädchens verlassen habe, nachdem wir eine gute Zeit zusammen hatten, checkte ich wie immer mein Handy und pling, schon hatte ich die nächste Einladung im Kasten.

Hier habe ich die höchste Erfolgsquote, weil die wenigsten Frauen dafür angemeldet sind, lange rumzuquatschen. Vielleicht bin ich ein oberflächliches Arschloch, aber ich kann mir nicht mehr vorstellen, Frauen im echten Leben kennenzulernen. Heutzutage gehe ich viel lockerer damit um. Daniel Stuckey. Im Grunde haben sich doch sämtliche Aspekte des Lebens digitalisiert. Ich bin also direkt im Anschluss zum nächsten Date gefahren.

Das hat nicht viel mit dem zu tun, was einem in den warm ausgeleuchteten Werbespots von Elitepartner oder Parship suggeriert wird. Ich wollte auch nicht von einem Bekannten erwischt werden, weil ich mich damals noch schämte, Mädels aus dem Internet zu treffen. Andererseits habe ich mich durch das zweifelhafte Online-Selektionsverfahren , bei dem man sich schnell mal durch geschönte Profilangaben und vorteilhafte Instagram-Selfies täuschen lässt, auch schon mit Frauen getroffen, die mir in einer Bar nicht einmal aufgefallen wären.

Ich besitze jede Dating-App , die es gibt. Diese Online-Dating-Sache war einfach ZU einfach, um sie nicht auszureizen, und bestimmt, wenn ich ehrlich bin, mittlerweile mein halbes Leben. Es muss Jahre zurückliegen, dass ich das letzte Mal in einem Club auf eine Frau zugegangen bin, die mir gefallen hat. Das kann zwar Enttäuschungen mit sich bringen, birgt aber auch schöne Überraschungen, weil man Menschen begegnet, denen man sonst vielleicht keine Chance gegeben hätte.

Spontan treffen

Doch hier, in der vermeintlichen Anonymität des Internets, überlegte ich mir für meinen Standard-Anmachspruch einen Text und schickte ihn an alle Frauen, die ich interessant fand. Ich glaube, die Hauptschuld, dass ich mich so sehr meinem Trieb hingebe, trägt tatsächlich das Internet und der Fakt, dass ich gerne viel Sex habe. Meine Kumpels glauben mir auch oft nicht, dass es so einfach ist, sich über Apps zum Sex zu verabreden, und probieren es dann selber aus.

Das kann ich absolut nicht nachvollziehen. So einfach und unkompliziert die App zu bedienen ist, so einfach und unkompliziert trifft man sich auch.

Ich finde es aber einfach nur peinlich, wie die sich da inszenieren. Und ich hatte Erfolg.

Diese ganzen geschniegelten Irgendwas-mit-Medien-Menschen nehmen sich viel zu ernst und sind auf der Suche nach einer richtigen, erwachsenen Beziehung.

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